Ausstellung PRIVATE PUNK

Faces – Traces 
Olivia Kaiser I Ronald Kodritsch I
Michaela Schwarz-Weismann

15. Juni – 2. Juli 2022

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Alexandra Grubeck
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 PRIVATE PUNK

…Bunt, frech, laut, schnelllebig, wild, roh, antikonform, systemkritisch und rebellisch – all‘ dies waren wichtige Attribute des Musik und Jugendkultur der 70er Jahre entstammenden Phänomens Punk, das nicht nur den damaligen Sound und Subkultur maßgeblich prägte, sondern sich nahezu zeitgleich auch in Mode und Design zeigte.

Der Titel Private Punk möchte im übertragenen Sinn an manches davon erinnern, diese Energie spürbar machen und so zu einer intensiven, lebendigen Annäherung an ebensolche Werke auffordern.

Punk war vor allem laut, aber auch unangepasst, mutig, kreativ – vieles davon findet sich in der zeitgenössischen Kunst, vieles davon hier, wobei es durchaus auch im Leise laut sein kann, laut im Sinn von intensiv, stark, deutlich.

Drei starke Persönlichkeiten OLIVIA KAISER, RONALD KODRITSCH und MICHAELA SCHWARZ-WEISMANN laden ein, sie auf ihrem Weg zu begleiten, in diesem bunten Miteinander ihre sehr individuellen, vielschichtigen Arbeiten zu entdecken und so vielleicht unser eigenes „Out-of-the-Box“ – Denken etwas zu kultivieren, zumindest hier, heute.

Auch die Kombination dieser drei Positionen ist ein Signal, dass manches was auf den ersten Blick vielleicht nicht perfekt harmoniert, durchaus spannende Dialoge und Begegnungen bieten kann. Insgesamt ein deutliches Bekenntnis zu Farbe, Fülle und ja, auch Kraft, Energie, Optimismus, also ein klares, gemeinsames No zu No-Future!

OLIVIA KAISERs abstrakte, farbenprächtige Bilder sind starke Zeichen einer intensiven und wissenden Auseinandersetzung mit Malerei. 

Sie bedient sich fein abgestimmter, teils schroff nebeneinander platzierter abstrakter Anordnungen um Beziehungen herzustellen, auszuloten, dabei Malerei als Solche zu hinterfragen, ihre Geschichte, ihre Tradition. Vor diesem Hintergrund aus Wissen und Können verbindet sie auf ganz eigene Weise spontan und konsequent Flächen, Formen und kräftige Farben. Anklänge an die Avantgarde des vorigen Jahrhunderts sind deutlich, werden zeitgenössisch analysiert und mit starker malerischer Stimme durchaus erzählend ins Heute transferiert

Ihre Leinwände sind überraschend schwer, vereinzelte Flächen unglaublich glatt, aufgeladen mit vielen, viel beinhaltenden Farbschichten, die von langen Malprozessen, einem Immer-Wieder-Überarbeiten, Überdenken zeugen.

RONALD KODRITSCH bewegt sich malerisch gekonnt zwischen unterschiedlichsten Polen, sowohl inhaltlich als auch formal. Lustvoll und mit einem untrüglichen Gefühl für in dieser Form neue Sichtweisen, entdeckt und nähert er sich Alltäglichkeiten, hier eben dem Thema Blumenpracht. Generell fokussiert er meist auf einzelne Aspekte und komponiert daraus umfassende Werkreihen, beeindruckend reduziert und dicht zugleich. Vordergründig manchmal sogar zunächst recht simple Bildthemen ergeben bei ihm nicht selten Opulenz in Serie, akzentuiert von skurrilen und poetischen Details. 

So auch hier, wo es ursprünglich seine Farbpaletten waren, die ihn zu diesen nahezu wildgewordenen, teils schnell skizzierten, teils pastos aufgetragenen Blüten motivierten, die miteinander eine schräg romantische, durchaus harmonische Pracht entwickeln. Einmal mehr schafft er eine unglaubliche Allianz aus Harmonie und Disharmonie, künstlerisch durchdacht, ausgewogen trotz überbordender Fülle, beeindruckend in der Komposition.

MICHAELA SCHWARZ-WEISMANNs Werke berühren – poetisch und zugleich ungemein präzise legen sie den Fokus auf neuralgische Punkte, markieren durchaus zunächst märchenhaft anmutend gesellschaftlich Missstände. Waren es noch lange vor der Pandemie schlafende Männer, die sie erdachte, um ein hyperkapitalistisches Turbosystem gedanklich zu beruhigen, so sind es hier verkehrte Frauen, die sowohl formal als auch inhaltlich pointiert aufzeigen, wie und was alles nach wie vor widersprüchlich ist in einer zwar vordergründig genderkorrekten aber noch lange nicht fairen Gesellschaft.
Starke, verkehrte Frauen, die der Welt als farbintensive Formation entgegentreten, auf dem Kopf stehend einmarschieren- als Versuch dem vielen, was immer noch falsch läuft auf eigene Weise zu begegnen, es anders zu sehen, neu zu denken, gerne auch radikal. Sich jedenfalls entgegenzustellen, manchmal still, immer vehement, aber nie wirklich leise.