PRIVATE PUNK V

Rouven Dürr I Kalina Horon I Franziska Maderthaner 

9. September – 4. Oktober 2023

Öffnungszeiten Mo – Fr 11.00 – 19.00, Sa 11 – 18.00

 

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Alexandra Grubeck
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Rouven Dürr’s Werke – sowohl seine Skulpturen als auch seine großformatigen schwarzen Zeichnungen auf weißem Grund – bestechen vor allem durch ihre beeindruckende Klarheit. Deutlich dabei die zentrale Rolle seiner Auseinandersetzung mit bildhauerischen Themen, der Linie an sich und davon aufgeworfenen Fragen. Das organische Wechselspiel zwischen Raum und Form findet in seiner Arbeit selbstverständlich statt, allerdings hinterfragt er die dabei übliche Lesart, irritiert, indem er materielle Bedingungen umzukehren scheint. Gemeinsam zeugen diese Werke von der vielseitigen Annäherung des Künstlers an uns umgebende Phänomene von Raum, Zeit, vom Begreifen aber vor allem auch vom Sich-Gegenseitig-Bedingen derselben.

Seine meist hellen Plastiken aus Beton oder Stein wirken zunächst wie dreidimensionale zeichnerische Chiffren, massiv, zugleich auch leicht, relativ glatt, in ihren Dimensionen häufig – vermeintlich – zufallshaft beiläufig – gebogen, gekrümmt. So als käme hier kein schweres Material zum Einsatz, kein langer Arbeitsprozess – ganz im Gegensatz zu seinen durch Farbauftrag und Machart extrem intensiv wirkende Zeichnungen, die das Papier fast zu sprengen und durchdringen scheinen, derart dynamisch körperlhaft ihre verschlungenen, dicht aufgetragenen, dunklen Formen. Dabei geht es nicht – vordergründig – um Reduktion, vielmehr scheint der Künstler alltäglich anmutende Formen zwar von Ballast zu befreien, dabei ihr Wesentliches, wichtige innere / äußere Teile freizulegen, zu markieren, formal zu präzisieren, vor allem aber ihren Bezug zum Umgebungsraum neu zu gestalten, dabei organisch aus ihrem Körper herausarbeitend, stets zwischen Abstraktion und Figuration pendelnd.

Vermeintlich Vertrautes mischt sich mit abrupt Unerwartetem, die Formen bleiben knapp, präzise und ruhen kompakt in sich. Gleichzeitig hinterfragt gerade diese fragmentarische Genauigkeit viel, zudem mögliche skulpturale Anschlusselemente zu fehlen scheinen, bei näherer Betrachtung rasch unnötig sind: die puristischen, ebenso sinnlichen Werke sind sich selbst genug, komplex geht es immer um das Grundvokabular: die Linie, den Körper, das Innen, das Außen.

Beeindruckend bei den sowohl zwei- als auch dreidimensionalen Arbeiten ihr letztlich unprätentiöses Ruhen in sich – ihre wohltuende kraftvolle Klarheit, die der Künstler in beiden Medien schlüssig, wenn auch mit gänzlich anderen Mitteln, erreicht.

Rouven Dürr * 1974 in Vorarlberg, Schule für künstlerische Photographie Kubelka, danach Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Bruno Gironcoli.

Kalina Horon Auf den ersten Blick rhythmisch, lebensfroh und dynamisch erschließen sich Zartheit und Detailfreudigkeit ihrer Arbeiten erst bei näherem Hinsehen: wie bei einer komplexen musikalischen Komposition gibt es weder eine Richtung noch ein Zentrum – vieles scheint gleichzeitig zu erklingen – Töne, Farben, Bewegung. Dennoch liegt ihren Bildern – ähnlich wie der Natur – eine innere Struktur zugrunde, die selbst dichtestes Chaos auf bestimmte Weise gliedert, balanciert und so für ganz eigene Schönheit sorgt. Eine spezielle Farbpalette unterstützt diese dynamische Harmonie: vordergründig oft Ton in Ton, halten dazu konträre Akzente und Outlines die Spannung aufrecht.

Blatt- auch blütenähnliche Elemente wirbeln tänzerisch über die Fläche, treten miteinander in Kontakt, spielerisch und präzise zugleich. Musik spielt für die in früher Jugend in klassischer Musik ausgebildete Künstlerin immer noch eine große Rolle, wenngleich sie sich schon längst für die Malerei entschieden hat. Gewisse formale Anklänge an Kandinsky, seine Ideen des Gesamtkunstwerkes, wo Töne und malerische Gesten sich ergänzen, befruchten und entsprechen, lassen sich genauso wie partielle Erinnerungen an amerikanisch modernen Klassikern des vorigen Jahrhunderts erkennen, jedoch geht Kalina Horon deutlich ihren persönlichen, zeitgemäß individuellen Weg, um diese Themen der Bildkomposition, des Aufbaus im Heute zu erforschen. Ihre Werke bergen so jedenfalls eine interessante Mischung aus viel Wissen über Verhältnismäßigkeit, aber auch verführerischer Leichtigkeit und komplexer Detailfreude, die sich erst nach und nach, dafür dann umso nachhaltiger, als eine mit viel Können und Gefühl geschaffene Gestaltung entpuppt.

In Spanien entstandene Bilder scheinen zudem Wasser und helles Sonnenlicht zu atmen, besonders zarte, teils nur skizzenhaft angedeutete Elemente wirken hier wie zufällig auf die Leinwand gestreut, dennoch zu einem großen Ganzen verbunden. Ein Ganzes, das in ihren Arbeiten generell viel Raum bietet, Raum, der sich zugleich zwischen den patternhaften Elementen zu erschließen scheint, aber auch nach dem Dahinter fragt, bzw. bewusst mit dem extremen Nebeneinander, der daraus entstehenden Flachheit spielt, was die erste – vermeintliche – Überschaubarkeit um einiges komplexer gestaltet. Kalina Horons Bilder sind so auch eine Einladung zur Kontemplation, zum tatsächlichen Dahinterblicken, Dahinterblicken-Wollen.

Kalina Horon * 1992 in Polen, Malereistudium in Krakau, danach Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz und erweiterter malerischer Raum bei Daniel Richter.

Franziska Maderthaner’s Werke beeindrucken sofort und anhaltend: fast immer extrem bunt, opulent, dicht, sind sie höchst präsent, intensiv, ausdrucksstark. Eine ganz besondere Mischung aus Gegenständlichem und Abstraktion ist für die in Wien geborene Künstlerin typisch, ganz selbstverständlich mixt sie Stile, Ideen, High and Low, Alltag und Kunstgeschichte, Pop und Barock.

Diesem formalen Aufeinandertreffen, stilistischen Miteinander, das sie bei aller Gegensätzlichkeit extrem gekonnt, fast organisch-amorph zu einer höchst aufgeladenen Erzählung zu verweben scheint, entspricht ein inhaltlicher Eklektizismus, der seinesgleichen sucht. Schafe, Autos, Betten, Discokugeln und andere Alltagselemente treffen auf kunst – und kulturgeschichtliche Ikonen, Pop Art meets and loves Klassik!

Überaus kraftvoll und stark ihre Pinselstriche, leiten sie schwungvoll und zugleich locker durch ihre Werke, sodass man oft nicht alles auf einmal erfassen kann, nicht erfassen möchte! – zu schön die Lust des Entdeckens, Erkennens, sich auf eine derartig freudvolle Opulenz einzulassen, selbst vielleicht ein wenig an dem offensichtlichen Schaffensdrang der renommierten Künstlerin zu partizipieren.

Franziska Maderthaner ist großzügig – mit Farben, Formen, Formaten. Auch die spürbare Freude am Malen, den augenzwinkernden Tabubruch, teilt sie – die ehemalige Assistentin und Zeitgenossin Kippenbergers – gerne mit uns. Radikale malerische Gesten und Farbschüttungen existieren dabei gleichberechtigt neben detailliert ausgearbeiteten Passagen, wo sich plötzlich aus all dem Dichten, Vielen etwas Konkretes herausbewegt, eine mehrfarbig changierende, psychedelisch verzerrte Tulpe, ein einzelner Körperteil – kunstgeschichtliche Assoziationen welcome! Barock, Disco, Punk, Rock n´Roll – alles hier, alles zugleich, farbenprächtig, expressiv, präzise. Dennoch entdeckt man sie bei intensiverem Hinsehen – die für die Balance bisweilen auch wichtigen leisen Töne, die feinen Nuancen, das deutlich angestimmte Form – und Farbvokabular, großes malerisch-zeichnerisches Können auch im Detail.

So erzählen kurz vor dem Platzen gemalte schillernde Bubbles von Fragilität, von Ungewissheit, ja – wohl auch von Endlichkeit. Zeitgenössisch barocker geht es kaum – Franziska Maderthaner’s stimmungsvoll dichte Werke laden ein das Leben trotz aller Unmöglichkeiten und Widrigkeiten zumindest ab und zu – gerne auch laut – zu feiern, – yeah!

Franziska Maderthaner * 1962 in Wien, Studium der Kunstpädagogik bzw. Grafik an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Herbert Tasquil und Oswald Oberhuber, 2001 bis 2017 Professur für Malerei und Grafik ebendort.